Zwölf Thesen zum Verhältnis von Naturwissenschaft und Glaube
These 1
Wer von Gott reden will, muss es mit menschlichen Erfahrungen verbinden. Gott als Hypothese zur Erklärung von Naturphänomenen ist nicht beweisbar und unnötig. Der Begriff „Gott“ kommt in der naturwissenschaftlichen Fachliteratur nicht vor.
These 2
An Gotteserfahrungen nimmt der Mensch teil und ist davon betroffen. Gott lässt sich nicht unbeteiligt wahrnehmen. Mose hat Gott als einen Ansprechenden wahrgenommen, der von sich sagte: „Ich bin, der ich sein werde“ (Ex. 3,14).
These 3
Augustinus (354 - 430) warnte: „Wenn du es verstehst, ist es nicht Gott.“ Das gilt für jede Gottesvorstellung, sowohl für Glaubende, wie für Fundamentalisten und Atheisten.
These 4
Das Universum ist nicht im Urknall entstanden, sondern das Resultat einer Entwicklung über 13,8 Milliarden Jahre.
These 5
Die Entwicklung des Universums ist unergründlich komplex, obwohl die Grundgesetze gut bekannt sind. Die Karte des Wissens ist weisser als früher: das uns bekannte Unwissen ist schneller gewachsen als das Wissen. Die Naturwissenschaft kann die Wirklichkeit nicht ausloten.
These 6
Objekte entstehen, entwickeln sich und zerfallen. Alles, was entstand, wird vergehen. Darin unterscheiden sich Lebewesen nicht von Himmelskörpern.
These 7
Das Universum ist nicht prognostizierbar. Innerhalb des Rahmens, gegeben durch die elementaren Erhaltungsgesetze, ist die Zukunft offen.
These 8
Grundlegend Neues entsteht noch heute. Diese Kreativität ist die faszinierendste Eigenschaft des Universums.
These 9: Schöpfung ist keine Erklärung der naturwissenschaftlichen Resultate, sondern eine von mehreren möglichen Deutungen. Sie ist nicht zwingend, aber angemessen.
These 10
Die Schöpfungsdeutung ist nur zu verantworten, wenn sie sich letztlich auf teilnehmende Wahrnehmungen bezieht, wie Staunen und Erschrecken, oder transzendente und mystische Erfahrungen. Sie folgt nicht direkt aus der Naturwissenschaft. Die primäre Schöpfungswahrnehmung ist die Erfahrung des geschenkten eigenen Lebens. Schöpfung lässt sich nicht auf den Urknall reduzieren.
These 11
Das Universum und die Natur erkennen wir nur dann als Schöpfung, wenn wir erstaunt wahrnehmen, dass uns die lebenswichtigen Dinge geschenkt werden (nach Hans Weder).
These 12
Schöpfungsglauben bedeutet Schöpfungsvertrauen und ist auf die Zukunft ausgerichtet, nicht auf die Vergangenheit. Auf Schöpfung vertrauen heisst, das Universum in guten Händen zu wissen.